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Am 3. März konnte mit dem JA zur 13. AHV-Rente ein historischer Sieg für die Gewerkschaftsbewegung erreicht werden. Die Annahme der Volksinitiative bestätigt und bekräftigt, dass die Kaufkraft ein wichtiges Thema der sozialen und politischen Agenda ist. Beschäftigte sehen sich zunehmend mit steigenden Lebenskosten konfrontiert. Auf nationaler Ebene gilt es den Fokus auf den nächsten Abstimmungskampf im Bereich der Lohn- und Einkommenspolitik zu richten.

Bereits im Juni kommt die wichtige Volksinitiative zur Abstimmung, die die Prämien auf 10% des Einkommens deckeln will. Denn mit dem Prämienanstieg von 8.7% auf Anfang Jahr ist die finanzielle Belastung für kleine und mittlere Einkommen definitiv überschritten. Trotzdem haben viele Kantone ihre Budgets für Prämienentlastungen zurückgefahren und senken stattdessen die Steuern für Gutverdienende.

Die unsoziale Finanzierung der Gesundheit durch die Krankenkassenprämien braucht eine Lösung und wird am Tag der Arbeit thematisiert. Besorgniserregend ist zudem die Tatsache, dass mit den Lohnabschlüssen auf 2024 die Teuerung zwar mehrheitlich aufgefangen wird, trotzdem kommen die Reallöhne seit 2016 kaum vom Fleck, obwohl die Arbeitnehmenden immer produktiver werden.

Der Oberwalliser Gewerkschaftsbund wird sich neben den aktuellen politischen Kampagnen auf nationaler Ebene rund um die Prämien- und Einkommenspolitik auch mit dem Resultat kapitalistischen Produktions- und Lebensverhältnissen im Grundsatz befassen. Zunehmende Belastung und psychischer Druck, ob in der Arbeitswelt oder bei Jugendlichen, sind Zeichen eines nicht funktionierenden Systems. Eines das krank macht. Es ist Zeit, dieses System zu überdenken.

REFERAT I von Frank Garbely:

DIE KALABRISCHE MAFIA `NDRANGHETA

Anfang der 1990er Jahren wurde Domodossola zu einer Hochburg der kalabrischen Mafia `Ndrangheta. Wie kam die `Ndrangheta nach Domodossola? War Domodossola nur eine Etappe auf ihrem Weg nach Brig, Visp und Naters?

Die `Ndrangheta ist heute unbestritten die mächtigste unter den italienischen Mafien. Lange Zeit aber wurde sie kaum wahrgenommen. Der Ausdruck «`Ndranghita», aus dem im Italienischen `Ndrangheta hervorging, tauchte erstmals im Jahre 1961 in einem Zeitschriftenartikel auf. Doch wie die beiden anderen grossen Mafien, die sizilianische Cosa Nostra und die neapolitanische Camorra, entstand auch die `Ndrangheta in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zur Zeit der Einigung Italiens.

Bis in die 1970er Jahre gab es die `Ndrangheta quasi nur in Kalabrien: Ein Geheimbund von Bauern in den Bergen des Aspromonte, hinterwäldlerisch, gewalttätig, aber relativ unbedeutend. An den damals grossen Mafia-Geschäften wie Tabakschmuggel, Drogen- und Waffenhandel war sie nicht beteiligt.

Dann stieg auch die `Ndrangheta ins Drogengeschäft ein. Und die kalabrische Mafia fand sich in den neuen Gangstergefilden erstaunlich schnell zurecht. Bereits Mitte der 1980er Jahre begann sie die beiden andern bisher dominanten Mafien, die Cosa Nostra und die Camorra, zu verdrängen. In dieser Phase der grossen Erneuerung expandierte die `Ndrangheta und errichtete überall in Mittel- und vor allem Norditalien Ableger.

Auf ihrem Vormarsch in den Norden hat die `Ndrangheta nicht nur die Kontrolle des Drogenmarktes übernommen, sie hat gleichzeitig einen radikalen Wandel durchgemacht, sich vom mittelalterlich anmutenden Geheimbund in eine hochkomplexe Verbrecher-Holding entwickelt. Und genau so krass hat sich auch das Erscheinungsbild der `Ndrangheta-Bosse verändert. Das Bild des schiesswütigen, grobschlächtigen Bauernklotzes vom Aspromonte passt längst nicht mehr zum modernen Mafia-Boss, im Gegenteil, er begegnet uns vielmehr als diskreter, weltgewandter Geschäftsmann. Und seine schärfste Waffe ist nicht mehr die Schrotflinte Lupara und Dynamit, sondern es sind seine Treuhänder und Geschäftsanwälte, seine Finanzberater oder Bankiers.

Anfang der 1990er Jahren flog auf, dass die `Ndrangheta sich auch in der Ossola-Region eingenistet hatte. Mit Hilfe des Partito socialista hatte sie mehrere Gemeindeverwaltungen unterwandert, unter anderem auch die der Stadt Domodossola. Seit jenen 1990er Jahren tauchten immer häufiger auch im Oberwallis `Ndranghetisti, Mitglieder der kalabrischen Mafia, auf. Darum sind es folgende zwei Fragen, die Frank Garbely in seinem Referat näher beschäftigen werden: Wie kam die kalabrische Mafia nach Domodossola? Und vor allem: War Domo nur eine Etappe auf dem Weg nach Brig, Visp und Naters?

REFERAT II von Andreas Weissen:

DIE SCHMUGGELPFADE VON GONDO

Spalloni, Träger, nannten sie sich, die Männer und – seltener – Frauen, welche schwer beladen bei Nacht und Nebel auf Schleichwegen die Grenze überquerten, ständig in der Angst, von der italienischen Finanzwacht oder den Schweizer Zöllnern erwischt zu werden.

Lange Jahre war Gondo ein Mekka für Schmuggler. Damit wird sich unser Freund und Gastreferent Andreas Weissen befassen. Vermutlich kennt kaum einer die Geschichte des Schmugglerdorfes besser – ein Teil seiner Familie stammt ursprünglich aus Gondo, bestimmt aber kann keiner diese Schmugglergeschichten packender erzählen.

Im Jahr 2014 haben sich in Greenford in Westlondon Arbeiter*innen und Aktivist*innen angesiedelt und sich innerhalb des Kollektivs «Angry Workers» organisiert. Das Viertel liegt fernab vom kulturellen und gesellschaftlichen Hotspot der weltbekannten Innenstadt Londons. Dennoch gilt dieses Quartier als essenzieller Bestandteil für das Funktionieren des täglichen Lebens in der Metropole und weit darüber hinaus: Als riesiges Logistik- und Fabrikquartier mit Anschluss an die wichtigsten Autobahnen des Landes und den Flughafen Heathrow ist dieser Ort ein essenzieller Player der regionalen und globalen Versorgungskette des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Trotzdem leiden die Menschen dort unter prekären Arbeits- und Lebensbedingungen. Aus diesem Grund haben die Angry Workers ein Solidaritätsnetzwerk aufgebaut, sich an gewerkschaftlichen Kampagnen beteiligt, Proteste organisiert, die Zeitung «WorkersWildWest» veröffentlicht und vieles mehr. Schliesslich entstand aus diesem Aktivismus eine sehr praxisorientierte Analyse zur Situation der Arbeiter*innenschaft. Ihre Erkenntnisse aus sechs Jahren Arbeitskampf und die daraus resultierende Kritik haben sie im April 2020 in ihrem Buch «ClassPower! Über Produktion und Aufstand» veröffentlicht. Dabei zeigen sie in Erfahrungsberichten die Situation und Probleme der Arbeiter*innen auf, machen Grenzen von Parteikampagnen und partnerschaftlicher Gewerkschaftspolitik sichtbar und versuchen mögliche Lösungsansätze einer revolutionären Klassenpolitik durch die direkte Aktion aufzuzeigen.
Seither ist das Kollektiv bemüht, die gemachten Erfahrungen mit anderen Aktivist*innen, Arbeiter*innen und politischen Gruppen zu teilen. Im Zuge dessen dürfen wir am 5. Januar 2023 einige der Mitglieder der «AngryWorkers» im Oberwallis begrüssen. Eine ideale Gelegenheit, um von den Erfahrungen ihrer revolutionären Basisarbeit zu lernen und unsere eigene Arbeits- und Lebenssituation zu analysieren und mögliche Strategien gemeinsam zu diskutieren.

Nach 2 Jahren Pause ist es bald wieder so weit. Die Working Class Party findet erneut statt. Und es gibt Grund anzustossen: die Unia Jugend Oberwallis feiert ihr 20-jähriges Jubiläum! Um dies gebührend zelebrieren zu können, haben wir 3 Acts aus der Schweiz eingeladen: die 15-köpfige Hip-Hop Crew Chaostruppe aus Bern, Nik* & FiggdiSam von Clan des Dinos aus Winterthur und die Grimmelshäuser aus dem Wallis. Zudem verwöhnen wir euch an der Soli-Shotbar mit Kreationen aus eigenem Hause. Also, hin da!

Über 10’000 politische Gefangene hatte die baskische Unabhängigkeitslinke seit 1960 zu beklagen. Unter ihnen auch zahlreiche Frauen. Die Dokumentation „Bi Arnas“ (baskisch mit deutschen Untertiteln erzählt die Geschichte von Maria Nieves Diaz und ihrer gefolterten Tochter Iratxe Sorzabal.

Die Zahl der Bask:Innen, die von Staat und Militär gefoltert und misshandelt wurden, geht weit in die Tausende, obwohl nur wenige von ihnen offiziell anerkannt wurden. Auch heute befinden sich noch immer viele Bask:Innen aufgrund von Folteraussagen in Gefangenschaft.

Gemeinsam mit Tomax, einem ehemaligen politischen Gefangenen aus dem Baskenland, wollen wir über die aktuelle Situation in Knästen und die baskische Unabhängigkeitslinke im Allgemeinen diskutieren.

Was können wir lernen? Welche Erfahrungen möchten wie weiter geben? Wie sieht unsere Praxis in Bezug auf politische Gefangene und Repression aus? Wie könnte eine Vernetzung politischer Bewegungen aus dem Baskenland und der Schweiz aussehen?

 

Auch in diesem Jahr plant die Unia-Jugend Oberwallis einen Historischen Ausflug. Es handelt sich dabei um die 10. historische Exkursion und damit um eine Jubiläumsausgabe. Die Vorbereitungen dazu laufen auf Hochtouren. Diesmal geht es um das Thema Zwangsarbeit. Und dies ist nichts für schwache Nerven.

Im Herbst jährt sich zum 125. Mal die Gründung der Aktiengesellschaft Elektrizitäts-werk Lonza Gampel, aus der der heutige Pharmakonzern hervorging. Naheliegend, dass wir uns – sozusagen aus aktuellem Anlass – einmal mehr für die Geschichte dieses Oberwalliser Industrieunternehmens interessieren.

Eine andere Aktualität – der unsagbare Krieg in der Ukraine – brachte uns auf die Idee, ein in der breiten Öffentlichkeit bisher kaum bekanntes Stück Lonza-Geschichte näher Weiterlesen

Der diesjährige Ausflug in die Walliser Geschichte führt uns auf den Simplonpass – und lässt uns eine bisher unbekannte Seite von Karl Dellberg (1886 – 1978) entdecken. Karl Dellberg, Urgestein der Walliser Linken, war nicht nur einer der herausragendsten Politiker unseres Kantons, sondern auch Weiterlesen

Die diesjährige Exkursion führt uns ins Lötschental. Neben einer Wanderung entlang des wilden Wassers der Lonza sind zwei Referate geplant. Die Museumsleiter Thomas Antonietti und Rita Kalbermatten werden uns im LÖTSCHENTALER MUSEUM empfangen und den reichen Erinnerungsschatz über Arbeiter*innen des Lötschbergtunnels vorstellen. In einem zweiten Referat wird sich der Journalist Frank Garbely mit einem weitgehend unbekannten Stück Wirtschaftsgeschichte befassen: Die LONZA AG & Umweltverschmutzung.

Programm im Detail: Flyer historischer Ausflug

Anmeldung & weitere Infos
Wir reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Bitte bei der Anmeldung mitteilen, ob eine entsprechende Vergünstigung (Halbtax/GA) vorhanden ist. Die Teilnehmerzahl ist wie jedes Jahr beschränkt und wird nach Eingang der Anmeldung berücksichtigt.

Anmeldung per Telefon unter 027 948 12 80
Anmeldung per Mail oberwallis@unia.ch

Weiter geht’s. Am nächsten Mittwoch am 18:00 Uhr im Bistro zum runden Dreieck!

An diesem Mittwoch geht’s weiter. Wir probieren uns am Thai Curry. Komm vorbei und mach mit!

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