Archiv

Termin Details

  • Datum:

REFERAT I von Frank Garbely:

DIE KALABRISCHE MAFIA `NDRANGHETA

Anfang der 1990er Jahren wurde Domodossola zu einer Hochburg der kalabrischen Mafia `Ndrangheta. Wie kam die `Ndrangheta nach Domodossola? War Domodossola nur eine Etappe auf ihrem Weg nach Brig, Visp und Naters?

Die `Ndrangheta ist heute unbestritten die mächtigste unter den italienischen Mafien. Lange Zeit aber wurde sie kaum wahrgenommen. Der Ausdruck «`Ndranghita», aus dem im Italienischen `Ndrangheta hervorging, tauchte erstmals im Jahre 1961 in einem Zeitschriftenartikel auf. Doch wie die beiden anderen grossen Mafien, die sizilianische Cosa Nostra und die neapolitanische Camorra, entstand auch die `Ndrangheta in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zur Zeit der Einigung Italiens.

Bis in die 1970er Jahre gab es die `Ndrangheta quasi nur in Kalabrien: Ein Geheimbund von Bauern in den Bergen des Aspromonte, hinterwäldlerisch, gewalttätig, aber relativ unbedeutend. An den damals grossen Mafia-Geschäften wie Tabakschmuggel, Drogen- und Waffenhandel war sie nicht beteiligt.

Dann stieg auch die `Ndrangheta ins Drogengeschäft ein. Und die kalabrische Mafia fand sich in den neuen Gangstergefilden erstaunlich schnell zurecht. Bereits Mitte der 1980er Jahre begann sie die beiden andern bisher dominanten Mafien, die Cosa Nostra und die Camorra, zu verdrängen. In dieser Phase der grossen Erneuerung expandierte die `Ndrangheta und errichtete überall in Mittel- und vor allem Norditalien Ableger.

Auf ihrem Vormarsch in den Norden hat die `Ndrangheta nicht nur die Kontrolle des Drogenmarktes übernommen, sie hat gleichzeitig einen radikalen Wandel durchgemacht, sich vom mittelalterlich anmutenden Geheimbund in eine hochkomplexe Verbrecher-Holding entwickelt. Und genau so krass hat sich auch das Erscheinungsbild der `Ndrangheta-Bosse verändert. Das Bild des schiesswütigen, grobschlächtigen Bauernklotzes vom Aspromonte passt längst nicht mehr zum modernen Mafia-Boss, im Gegenteil, er begegnet uns vielmehr als diskreter, weltgewandter Geschäftsmann. Und seine schärfste Waffe ist nicht mehr die Schrotflinte Lupara und Dynamit, sondern es sind seine Treuhänder und Geschäftsanwälte, seine Finanzberater oder Bankiers.

Anfang der 1990er Jahren flog auf, dass die `Ndrangheta sich auch in der Ossola-Region eingenistet hatte. Mit Hilfe des Partito socialista hatte sie mehrere Gemeindeverwaltungen unterwandert, unter anderem auch die der Stadt Domodossola. Seit jenen 1990er Jahren tauchten immer häufiger auch im Oberwallis `Ndranghetisti, Mitglieder der kalabrischen Mafia, auf. Darum sind es folgende zwei Fragen, die Frank Garbely in seinem Referat näher beschäftigen werden: Wie kam die kalabrische Mafia nach Domodossola? Und vor allem: War Domo nur eine Etappe auf dem Weg nach Brig, Visp und Naters?

REFERAT II von Andreas Weissen:

DIE SCHMUGGELPFADE VON GONDO

Spalloni, Träger, nannten sie sich, die Männer und – seltener – Frauen, welche schwer beladen bei Nacht und Nebel auf Schleichwegen die Grenze überquerten, ständig in der Angst, von der italienischen Finanzwacht oder den Schweizer Zöllnern erwischt zu werden.

Lange Jahre war Gondo ein Mekka für Schmuggler. Damit wird sich unser Freund und Gastreferent Andreas Weissen befassen. Vermutlich kennt kaum einer die Geschichte des Schmugglerdorfes besser – ein Teil seiner Familie stammt ursprünglich aus Gondo, bestimmt aber kann keiner diese Schmugglergeschichten packender erzählen.

Facebook Twitter Feed
Nächste Events